Top 10 Sehenswürdigkeiten in Berlin – Berlin style

1. Retourkutsche

Quadriga-Brandenburger-TorDas Brandenburger Tor wie wir es heute kennen, gibt es seit 1791. Vier Jahre später wurde es mit der Quadriga gekrönt, jenem vierspännigen Streitwagen im römischen Stil. Ursprünglich galt das Tor als Friedenstor und die Lady im Streitwagen als römische Friedensgöttin Eirene.
Dann kam Napoleon, besiegte die preußische Armee und besetzte Berlin (1806). In der Folge hatte der Imperator erst einmal nichts Besseres zu tun, als die Quadriga abzubauen und nach Paris zu schicken. Die Berliner waren geschockt und nannten Napoleon seitdem naturgemäß nur noch den Pferdedieb.
Aber im Jahre 1813 wurde Napoleon entgültig besiegt und Paris besetzt – auch von preußischen Truppen. Der preußische General Blücher, Held der Befreiungskriege, war dabei und ließ die Quadriga fein säuberlich in Kisten packen und in einem Triumphzug durch alle preußischen Territorien zurück nach Berlin bringen. Das Kunstwerk wurde wieder auf das Tor gesetzt, die Lady im Streitwagen wurde zur Siegesgöttin,  der Platz vor dem Tor zum Pariser Platz und das Tor selbst zum Nationalsymbol. Eine wahrhaft gelungene Retourkutsche!

2. Die Rache des Papstes

Fernsehturm Berlin, die Rache des Papstes

Er war ein Prestige-Objekt der DDR. Technologischen und architektonischen Fortschritt symbolisierend, sollte er auch Richtung West-Berlin dem Klassenfeind Überlegenheit symbolisieren.
Der Fernsehturm Ost-Berlins wurde 1969 eingeweiht. Mit einer Höhe von damals 365 m (heute 368 m) war er der zweithöchste Fernsehturm Europas. Nur der Fernsehturm in Moskau war höher – selbstverständlich durfte die DDR nicht höher bauen als diesen. Alles ist symbolisch – vor allem die Höhe von Gebäuden.
Zeitlos elegant wirkt er auch heute noch. In seiner mit Aluminium überzogenen Kugel befinden sich zwei Ebenen. Die untere ist eine Außersichtsplattform, die obere ein sich um die eigene Achse drehendes Restaurant.
Das DDR-Politbüro hätte wirklich stolz sein können auf dieses markante Bauwerk. Doch leider machten die Ost-Berliner da nicht ganz mit. Sie kreierten frecherweise einen Spitznamen für den Turm, der dem Politbüro überhaupt nicht gefiel.
Da sich das Licht der Sonne auf der Kugel mit seiner reflektierenden Aluminium-Haut in Form eines Kreuzes bricht, wurde der Turm schnell zur “Rache des Papstes” oder zu “Sankt Ulbricht” – erschütternd für die DDR-Politiker, waren sie doch streng antireligiös. Man konterte mit dem “Plus des Sozialismus”, was sich nicht wirklich durchsetzen konnte. Nur die Bezeichnung “Telespargel” findet auch heute noch ihre Anhänger.
Ein Fernsehturm also mit vielen Spitznamen – welcher gefällt Ihnen am Besten?

3. Goldelse

Goldelse, Siegessäule-BerlinMitten im Tiergarten steht weithin sichtbar die Siegessäule. Sie wurde bis 1872 gebaut, um an die so genannten Einigungskriege zu erinnern – gegen Dänemark, Österreich, schließlich gegen Frankreich. Danach wurde das Deutsche Reich gegründet, mit Pomp und Gloria in Versailles, was die besiegten Franzosen nicht sonderlich amüsant fanden.
Natürlich gehört zu einer Siegessäule auch eine bekrönende Siegesgöttin, eine Viktoria. Sie ist immerhin 8m hoch und damit die größte ihrer Art in Berlin. Die Berliner wären keine Berliner , wenn sie für diese markante Skulptur keinen Spitznamen hätten. Und so ist die ehrwürdige Viktoria auf der Siegessäule wohlbekannt als Goldelse.
Die Säule stand übrigens zunächst woanders, nämlich vor dem Reichstag. Hitler ließ sie von seinem Lieblingsbaumeister Albert Speer umsetzen – mitten in den Tiergarten auf einen Platz namens Großer Stern. Die Nazis planten eine Triumph-Achse ausgehend vom Brandenburger Tor westwärts – mit monumentalen Bauwerken. Im Zentrum sollte die Siegessäule stehen, die dann sicher eher winzig gewirkt hätte.
Zum Glück hatten die Nazis keine Zeit mehr für diesen Unfug. So kommt unsere Goldelse heute hervorragend zur Geltung und kann schon vom Brandenburger Tor aus bewundert werden.

4. Eierwärmer

Reichstagskuppel Berlin, EierwärmerDer von Wallot gebaute Reichstag wurde 1894 als Parlamentsgebäude eingeweiht. Schon während der Kaiserzeit gab es demokratische Institutionen, die allerdings recht schwach waren. So nannte Bismarck den Reichstag gern einmal Quasselbude, und Kaiser Wilhelm II. legte nach: der letzte deutsche Kaiser bezeichnete ihn verächtlich als Reichsaffenhaus.
Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude zwar beschädigt, aber nicht zerstört. Aber von der alten Kuppel hatte einzig das Stahlgerippe überlebt. Es wurde im Rahmen einer notdürftigen Sanierung in den 50er Jahren abgetragen.
Im Kalten Krieg stand das direkt westlich des Mauerverlaufs gelegene Gebäude mehr oder weniger leer. Dieses änderte sich erst nach der Wende. Nach vielen Diskussionen wurde Berlin wieder zur Haupstadt, der Reichstag komplett saniert, entkernt und im Inneren völlig neu gestaltet.
Sir Norman Forster war der Architekt dieses prestigeträchtigen Unternehmens. Er gab dem Gebäude auch seine Kuppel wieder – eine Kuppel aus Glas mit einer Rampe in Form einer Doppelhelix, die 230m hoch in die Kuppelspitze führt und auf der anderen Seite wieder hinunter. Zwar können im Sommer die Glassegmente an den Seiten hochgefahren werden, um Frischluft hineinzulassen. Trotzdem kann es  in der Kuppel so heiß werden, dass dort in den letzten Jahren immer wieder Besucher kollabiert sind und die Kuppel geschlossen werden musste.
Vermutlich wegen ihrer Form wird die Kuppel gern einmal als Eierwärmer bezeichnet, sollte sie nicht lieber Touristen-Kocher heißen?

5. Hohler Zahn

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Hohler ZahnEnde des 19.Jahrhunderts wurde in Charlottenburg am Kurfürstendamm – im reichen Berliner Westen, wie man damals schon sagte – die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche gebaut. Sie sollte Wilhelm I. ehren, den ersten Kaiser der Deutschen.
Während der Luftangriffe des 2. Weltkrieges wurde Berlin bis zu 90% zerstört. Auch die Gedächtniskirch bekam schwere Treffer ab und überlebte nur als Ruine. Schnell wurden nach dem Krieg die Reste des Kirchenschiffs beseitigt. Die Turmruine blieb erst einmal stehen, sollte dann aber Ende der fünfziger Jahre abgerissen werden.
Als diese Pläne bekannt wurden, machte sich unter den West-Berlinern Empörung breit. Sie hatten die Turmruine liebgewonnen und wollten sie behalten. Immerhin hatten Sie ja auch schon einen Spitznamen für sie: der Hohle Zahn.
Der Architekt Egon Eiermann musste deswegen seine Pläne ändern und baute um die alte Turmruine herum bis 1961 eine neue Kirche. Sie besteht aus zwei Teilen: der neue Kirchturm steht östlich des Hohlen Zahnes, das Kirchenschiff westlich davon. Auch dieses Ensemble hat natürlich einen Spitznamen –  Lippenstift und Puderdose.
Die Gedächtniskirche gilt heute als Mahnmal gegen den Krieg.

6. Waschmaschine

Kanzleramt Berlin, WaschmaschineBerlin`s größte Waschmaschine steht mitten im Regierungsviertel.
Mit dem Beschluss, Berlin zur Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands zu machen, wurde in den 90er Jahren direkt nördlich des Reichstages (Sitz des Bundestages) das “Band des Bundes” gebaut – die wichtigsten neuen Regierungsgebäude.
Von den Architekten Axel Schultes und Charlotte Franck wurde ein ost/west ausgerichteter architektonischer Riegel geschaffen, der – zählt man den Kanzlergarten ganz im Westen dazu – , zweimal die Spree quert.
Drei Gebäude finden sich hier, in Ost-Berlin das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus – die parlamentarische Bibliothek – verbunden über eine Doppel-Brücke über die Spree mit dem Paul-Löbe-Haus auf der Westseite. Es ist das Haus der Abgeordneten mit über 1000 Büros und Sitzungssälen.
Das westlichste Gebäude ist am Wichtigsten. Das Kanzleramt besteht aus einem zentralen, 36m hohen zentralen Bau mit zwei Seitenflügeln, die einen Ehrenhof bilden. Dort empfängt Mutti ihre Staatsgäste.
Ein Ehrenhof symbolisiert Macht. Das war schon zu Barockzeiten so (s. Schloss Charlottenburg) und ist es auch heute noch. Die architektonische Symbolsprache hat sich diesbezüglich nicht geändert.
Wenn man allerdings von Norden oder Süden kommend – also vom Hbf. oder Tiergarten aus – auf das Gebäude zufährt, gehört nicht viel Fantasie dazu, in den Seiten-Fassaden mit den großen Bögen eine Riesen-Waschine zu sehen.
Was hat sich der Architekt nur dabei gedacht: Viel schmutzige Wäsche, große Waschmaschine? Doch hoffentlich nicht ….

 

7. Schwangere Auster

HDKW-Berlin, Schwangere AusterZur internationalen Bauausstellung 1957 wurde zwischen Spree und Tiergarten ganz in der Nähe des Schlosses Bellevue eine neue Kongresshalle gebaut. Es war ein Geschenk der Benjamin-Franklin-Foundation, also der Amerikaner, an West-Berlin. Architekt war Hugh Stubbins. Er schuf ein extravagantes, an eine Muschel erinnerndes Bauwerk. Für die Berliner war klar: “Det erinnat an eene schwangere Auster”
Leider war es in den Fünfzigern noch ein technisches Risiko, so mit Spannbeton zu bauen und so stürzte 1980 ein Teil des geschwungenen Daches ein. Die Taz dichtete schön: “Schwangere Auster kam nieder.”
Nach diesem Vorfall sollten zunächst die restliche Gebäudeteile abgerissen werden. Dankenswerterweise kam man zur Vernunft. Das auch heute noch beeindruckende Bauwerke wurde saniert und dient jetzt als “Haus der Kulturen der Welt”, einem multikulturellem Zentrum für Konzertreihen, thematischen Filmvorführungen und andere multikulti-relevanten Events.
Für unsere amerikanischen Gäste haben wir übrigens noch einen weiteren Spitznamen für das HKDW in petto, nämlich “Jimmy Carters Smile” – sorgt auf Stadtrundfahrten garantiert für Lacher.

Vor dem Gebäude steht übrigens ein beeindruckendes Highlight für Kunst-Liebhaber. Die Skulptur „Large Divided Oval: Butterfly“  von Henri Moore, das letzte Werk dieses begnadeten Bildhauers.

8. Wasserklops

Auch wenn das nördlich von ihm gelegene Bikinihaus saniert worden ist, kann man den davorliegenden Breitscheidplatz nicht als gelungenen Stadtplatz bezeichnen. Er atmet noch immer die Atmosphäre der sechziger Jahre. Trotzdem ist der zwischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und Europacenter gelegene Platz seit Dekaden der wichtigste Treffpunkt in der City-West.
Ab 1980 sollte der öde Platz aufgehübscht werden. Man dachte an einen repräsentativen Brunnen. In einem offenen Wettbewerb gewann der Bildhauer Joachim Schmettau. Mit seiner Kollegin Susanne Wehling führte er den Auftrag aus und so entstand bis 1983 der “Weltkugelbrunnen”, so der offizielle Name. Mehrere rote Granitblöcke auf einer halbrunden Basis bieten Platz für mehrgeschossige Wasserläufe, an den kleine Figuren und Symbole verschiedener Kulturen angebracht sind.
Von Weitem wirkt der Brunnen weniger filigran, sondern eher massiv und rund: ein Wasserklops eben.

9. Langer Lulatsch

Funkturm Berlin, Langer LulatschAb 1921 gibt es Radio in Berlin. Noch in der Entwicklungsphase benötigte man schnell Sendemasten zur Übertragung der Radiowellen.
Zur Deutschen Funkausstellung 1926 wurde dann der Funkturm nach feierlicher Einweihung in Betrieb genommen. Neben seiner Bedeutung für den “Hörfunk” wurden von hier aus ab 1929 auch erste Testsendungen für ein weiteres neues Medium ausgestrahlt: das Fernsehen startete seinen Siegeszug um die Welt.
Konstrukteur des an einen Mini-Eiffelturm erinnernde Bauwerk war der deutsche Architekt Heinrich Straumer.  Die Höhe beträgt knapp 150 m und ist somit etwa 220m niedriger als der Konkurrent im Osten – der Fernsehturm. Dafür ist der Funkturm allerdings 43 Jahre älter.
Auf 50m Höhe befindet sich ein Restaurant. Der gläserne Fahrstuhl – später eingebaut – sorgt bei nicht ganz schwindelfreien Benutzern für ein etwas unangenehmes Bauchkribbeln beim Hochfahren.
Schnell entwickelte sich der im Berliner Messegelände gelegene Stahlturm zu einem Publikumsmagneten und dann zu einem Wahrzeichen West-Berlins. Den West-Berlinern war die offizielle Bezeichnung des Turmes natürlich zu langweilig. “Langer Lulatsch” klingt da natürlich erheblich besser als Funkturm.

10. Panzerkreuzer Protzki

ICC-Berlin, PanzerkreuzerGanz in der Nähe des Langen Lulatsch am Messegelände steht das ICC, das Internationale Congress-Centrum, das  1979 eingeweiht wurde. Gebaut wurde es in dem typischen 70er Jahre Stil, den heute keiner mehr versteht.
Superlativen: Mit den Maßen 320m Länge x 80 m Breite x 40 m Höhe ist es eines der weltweit größten Kongress-Zentren und der teuerste Bau West-Berlins. Kosten währungsbereinigt: 1 Milliarde Euro.  In der Tat ein Panzerkreuzer Protzki – und dann auch noch zu groß, um wirtschaftlich betrieben werden zu können.
Seit 2014 finden hier keine Veranstaltungen mehr statt. Das Bauwerk müsste auch dringend saniert werden. Immer wieder wird diskutiert, ob man das Monstrum nicht lieber abreißen sollte. Aber dann hätte man zwei Probleme, ein Asbest-Problem und ein Verkehrsproblem – man müsste die Stadtautobahn nebenan für unbestimmte Zeit sperren.
Mittlerweile wird das Riesengebäude – nach langem Widerstand des Senats – und aus der aktuellen Notlage heraus, temporär als Flüchtlingsunterkunft genutzt – keine angenehmer Ort für diesen Zweck.
Wer übrigens den Spitznamen Panzerkreuzer Protzki nicht mag: wie wäre es mit Raumschiff Orion?

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